Erkrankungen des Knorpels

Der Gelenksknorpel dient als Gleitfläche unserer Gelenke. Natürlicherweise kommt es mit den Jahren zu Abnützungserscheinungen, die ein ganzes Gelenk oder nur Gelenksabschnitte betreffen können.

Welche Art von Knorpelschaden sich entwickelt hängt neben genetischen Faktoren von der Biomechanik und vorangegangenen Gelenkserkrankungen ab.

Die Arthrose (englisch Osteoarthritis) ist ein Abbauprozess des Knorpels, der, wie man heute weiß, nicht nur den Knorpel, sondern auch die angrenzenden Strukturen wie Knochen und Gelenksinnenhaut betrifft. Am häufigsten sind Hüfte (Coxarthrose) und Knie (Gonarthrose) betroffen. Grundsätzlich kann aber jedes Gelenk befallen sein. Die genaue Ursache ist bis heute ungeklärt. Vorangegangene Gelenksschäden wie Meniskusverletzungen oder Bänderrisse begünstigen den Prozess des Knorpelabbaus. Auch angeborene Veränderungen, wie die Hüftdysplasie oder Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter (Morbus Perthes, Epiphysiolysis capitis femoris) können ursächlich sein. Bei diesen Folgezuständen spricht man auch von der „sekundären Arthrose“. Die „Aktivierung“ einer Arthrose, also das Auftreten von akuten Beschwerden (Schmerz, Schwellung, Ergussbildung, Bewegungseinschränkung) kann verschiedene Auslöser haben. Durch konservative Maßnahmen (Infiltrationen, Physikalische Therapie und Heilgymnastik) können diese Beschwerden gelindert werden. Im Spätstadium der Erkrankung ist der künstliche Gelenksersatz mit einer Teil- oder Totalendoprothese eine erfolgreiche Methode um Schmerzfreiheit und Wiederherstellung der Beweglichkeit zu erzielen.

Umschriebene Knorpelschäden sind meist durch Verletzungen oder Überlastungen verursacht. Häufig werden sie erst verzögert erkannt, da sie nicht immer sofort Beschwerden verursachen. Meist sind junge PatienInnen betroffen. Es gilt, den Knorpelschaden zu reparieren, bevor das restliche Gelenk darunter leidet. Der Knorpel ist nicht durchblutet und kann nicht von alleine heilen. Es gibt verschiedene Verfahren, den Knorpel wiederherzustellen. Dabei gelingt es knorpelähnliches Gewebe, das der Originalfunktion sehr nahe kommt zu erzeugen. Kleine Schäden können durch die sogenannte Mikrofrakturierung behandelt werden. Dabei wird der beschädigte Knorpel entfernt und der darunterliegende Knochen mit Löchern versehen, die eine Verbindung zum Knochenmark herstellen. Über diese Löcher wandern Knochenmarksstammzellen ein, die ein hochwertiges Narbengewebe bilden und den Defekt überziehen. In manchen Fällen können auch moderne Biomaterialien zum Knorpelersatz verwendet werden. Bei größeren Schäden ist die Methode der Knorpelzelltransplantation anzuwenden. Dafür sind zwei Eingriffe notwendig. Bei einer Gelenksspiegelung wird eine winzige Menge Knorpel aus dem Gelenk entnommen. In einem zertifizierten Labor werden daraus Knorpelzellen gewonnen und vermehrt. Nach einem Intervall von ca. 4 Wochen werden die eigenen Zellen in Verbindung mit einem Biomaterial, das als Träger für die Zellen dient, in den Defekt eingesetzt. Dazu ist ein kleiner Hautschnitt nötig. Neue Verfahren, die mit Hilfe von Knochenmarksstammzellen funktionieren und  mit nur einer Operation auskommen, befinden sich bereits in klinischer Anwendung und zeigen vielversprechende Ergebnisse.

Voraussetzung für den Erfolg all dieser Methoden ist eine gesunde Gelenksumgebung. Das bedeutet, dass eventuelle Begleitschäden an Meniskus oder Bändern gleichzeitig repariert werden müssen. Weiters müssen die Belastungsbedingungen ideal sein. Liegen starke Achsabweichungen wie O- oder X-Beine vor, die zu Überlastungen im behandelten Knorpelbereich führen, müssen diese durch Achskorrekturen (Geradestellungsoperationen, Osteotomien) behoben werden.
Die Nachbehandlung ist intensiv und genauso wichtig wie die Operation selbst. Zu Beginn müssen Krücken verwendet werden. In weiterer Folge ist ein systematisches Muskeltraining und Schulung des Gangbildes wichtig.

Osteochondritis dissecans

Der Schaden betrifft einen meist kleinen Anteil des Gelenksknorpels und den darunterliegenden Knochen. Wenn das Knorpel-Knochenstück locker wird und zu wackeln beginnt, treten Beschwerden auf. Der Defekt kann mit einem Knorpel-Knochenzylinder aus einem anderen Gelenksabschnitt ersetzt werden. Dies wird Mosaikplastik genannt. Alternativ kann der fehlende Knochen mit einem Stück aus dem Beckenkamm- oder Schienbeinkopfbereich ersetzt und mit einem Knorpelzelltransplantat kombiniert werden. Die Osteochondritis dissecans kommt nicht nur im Kniegelenk, sondern auch im Sprunggelenk vor. Hier ist typischerweise eine Verletzung durch Umknicken im Knöchelbereich, die auch mit einer Bänderzerrung oder –riss einhergehen kann, ursächlich. Auch im Sprunggelenk kann der Knorpelschaden mit Arthroskopie oder offener Operation behandelt werden.

Meniskusschäden

Im Kniegelenk gibt es einen Innen- und Außenmeniskus, die als Stoßdämpfer und Stabilisatoren dienen. Sie sind aus Faserknorpel und haben eine C-förmige Struktur. Durch Überlastungen und Unfälle kann es zu Rissen im Meniskus kommen. Der Meniskus hat eine eingeschränkte Blutversorgung und heilt schlecht.
Frische Meniskusrisse können genäht werden. In vielen Fällen muss der ein- oder abgerissene Teil entfernt werden (Meniskusresektion). Wenn der Großteil eines Meniskus fehlt und dadurch Schmerzen verursacht werden, ist der Meniskusersatz durch Biomaterialien möglich. All die genannten Eingriffe werden arthroskopisch, also mittels Gelenksspiegelung, durchgeführt.

Hallux valgus, Spreizfuß

Der Hallux valgus ist eine Achsabweichung der Großzehe. Im Bereich des Grundgelenkes der Großzehe kommt es zu einer schmerzhaften Vorwölbung im Bereich des Fußinnenrandes, die zu Druckstellen im Schuh führt und schmerzhaft gerötet ist. Durch die Fehlstellung kann die Großzehe ihre Funktion beim Abrollen nicht mehr übernehmen. Der Vorfuß verbreitert sich.

Durch eine Abflachung des Quergewölbes entsteht der Spreizfuß. Es entsteht eine zunehmende Belastung an der Fußsohle im Bereich der Köpfchen der Mittelfußknochen mit Schwielenbildung und Schmerzen unter Belastung.
Im Anfangsstadium können Schuheinlagen zu einer Entlastung des Vorfußbereiches beitragen. Bei entsprechenden Beschwerden ist eine Operation zur Korrektur der Großzehenfehlstellung sinnvoll. Je nach Veränderungen im Bereich der anderen Zehen werden Fehlstellungen wie Hammer- oder Krallenzehen gleichzeitig behandelt. Zur Nachbehandlung wird eine spezielle Sandale verwendet, die ca. 6 Wochen getragen werden muss.