Hüftgelenkserkrankungen im Kindesalter

Generell gilt – je früher die richtige Diagnose gestellt wird, desto erfolgreicher kann eine Behandlung durchgeführt werden. Neben der genauen Untersuchung des Patienten sind eine Ultraschalluntersuchung und/oder ein Röntgen fast immer notwendig. Bei besonderen Fragestellungen ist die Magnetresonanzuntersuchung (die keine Röntgenstrahlenbelastung bedeutet) hilfreich.
Typische Zeichen für Hüftgelenks-Probleme bei Kindern: Hinken, das Bein wird nicht mehr belastet, Schonhaltung mit leicht gebeugter Hüfte, Schmerzen in der Leistengegend, die aber auch in das Knie ausstrahlen können.
Genauso wichtig wie die Behandlung der einzelnen Krankheitsbilder ist die Nachkontrolle. Die weitere Entwicklung des Hüftgelenks muss bis zum Wachstumsabschluss beobachtet werden um eine gute Funktion im Erwachsenenalter zu ermöglichen.

Krankheitsbilder:

Hüftdysplasie

  • Reifungsverzögerung der Hüftgelenkspfanne
  • Störung der Verknöcherung des Pfannenerkers
  • Mangelhafte Überdachung des Hüftkopfes führt bei schweren Formen zur Luxation (Auskegeln) oder Instabilität (Herausgleiten)

Beschwerden / Warnzeichen: Bewegungseinschränkung v.a. in der Abspreizung (Grätsche), Beinverkürzung, Hinken, Schmerzen, frühzeitige Gelenksabnützung (Arthrose) im jungen Erwachsenenalter
Vorbeugung: Screening-Untersuchung im Mutter-Kind-Pass in der 1. und 6-.8. Lebenswoche mit Hüftultraschall und orthopädischer Untersuchung
Therapie: In den meisten Fällen genügt eine Abspreiz-Behandlung mit speziellen Bandagen oder Schienen, sog. „Spreizhose oder Zügerl", manchmal kann auch ein Gipsverband notwendig sein. Nur noch selten wird eine Operation zur Verbesserung der Einstellung der beiden Gelenkspartner – Pfanne und Kopf – zueinander durchgeführt: Eine Umstellungsoperationen am Oberschenkelknochen verändert den Neigungswinkel des Hüftkopfes, Eingriffe an der Gelenkspfanne verbessern die Überdachung.
Bei spät erkannten oder unbehandelten Hüftdysplasien können Operationen im Jungend- oder Erwachsenenalter notwendig sein.

„Hüftschnupfen" – Coxitis fugax

Sehr häufig vom Kleinkind- bis ins Volksschulalter. Nach vorangegangenen Infekten im Hals-Nasen-Ohrenbereich, Magen-Darmbereich oder Harnwegsinfekten. Es handelt sich um eine vorübergehende Entzündungsreaktion des Hüftgelenkes.

Beschwerden / Warnzeichen: Hinken, Schonhaltung, das Bein wird nicht belastet, Bewegung ist eingeschränkt und schmerzhaft.
Behandlung: Schonung, entzündungshemmende Medikamente.
Achtung: Eine eitrige Entzündung des Hüftgelenks (septische Coxitis), die durch Bakterien verursacht ist, kann zu Beginn ähnlich verlaufen und darf nicht übersehen werden. Hier kommt es meist zusätzlich zu Fieber, Schwellung und Rötung und starken Schmerzen. In solchen Fällen muss sofort eine Operation mit Spülung des Gelenks und Antibiotikabehandlung durchgeführt werden.

Morbus Perthes

Durchblutungsstörung des Hüftkopfes. Häufung im Vorschul- und Volksschulalter. Knaben erkranken öfter als Mädchen. Die Erkrankung führt zu einer Formveränderung des Hüftkopfes, die langfristig zu einer Funktionseinschränkung und vorzeitigen Abnützung des Gelenks führen kann.

Beschwerden / Warnzeichen: Wechselnde Beschwerden im Hüftbereich, oft auch in das Kniegelenk ausstrahlend. Hinken, Beinlängenunterschied, Bewegungseinschränkung.
Behandlung: In vielen Fällen ist eine intensive Physiotherapie mit Heilgymnastik ausreichend. Wenn es zu stärkeren Formveränderungen im Hüftkopfbereich kommt, die das Zusammenspiel von Hüftgelenkspfanne und Hüftkopf beeinträchtigen, kann eine Operation notwendig werden. Hier werden die Gelenkspartner wieder in eine bessere Position gebracht, sodass der Hüftkopf möglichst rund und funktionstüchtig ausheilt.

Epiphysiolysis capitis femoris

Abrutschen des Hüftkopfes im Bereich der Wachstumsfuge. Typisch im Pubertätsalter und bei Jugendlichen.

Beschwerden / Warnzeichen: Die Beschwerden beginnen oft schleichend und können plötzlich akut werden. Schmerzen, Hinken, Außendrehung des Beines, Beinverkürzung und Bewegungseinschränkung v.a. beim Beugen und Einwärtsdrehen.
Behandlung: Diese Erkrankung muss immer mit einer Operation behandelt werden. Bei leichtem Abrutsch wird der Hüftkopf mit Schrauben oder Drähten fixiert, sodass ein weiteres Abrutschen verhindert wird. Wenn der Abrutsch so stark ist, dass keine normale Gelenksfunktion mehr möglich ist, muss der Hüftkopf wieder in seine ursprüngliche Position gebracht und dort mit Schrauben fixiert werden.

Fußfehlstellungen

Beim Säugling können angeborene Fußfehlstellungen vorliegen. In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Fehlhaltungen, die sich von alleine zurückbilden. Unterstützend ist die Massage des Fußes hilfreich. Zu diesen Fehlhaltungen zählen der Hackenfuß und der Sichelfuß. Im Unterschied dazu gibt es angeborene Fehlstellungen, die einer speziellen Behandlung bedürfen.

Klumpfuß

Der Klumpfuß ist eine Fehlstellung die ein- oder beidseitig auftreten kann. Buben sind häufiger betroffen. Die Ursache ist unbekannt. Daher spricht man auch von einem „idiopathischen Klumpfuß“. Es handelt sich um eine knöcherne Fehlstellung mit gleichzeitiger Verkürzung von Sehnen und Bändern, die zu einer Einwärtsdrehung und Spitzfußstellung des Fußes führt. Je nach Schweregrad ist diese Fehlstellung teilweise aufdehnbar oder fixiert.

Behandlung: Die Fehlstellung wird mit Gipsverbänden behandelt. Die „Methode nach Ponseti“ ist eine schonende Behandlung, bei der Gipsverbände die vom Fuß bis zum Oberschenkel angelegt werden, verwendet werden. Diese Gipse werden einmal pro Woche gewechselt. Nach 6 bis 8 Wochen ist die Fehlstellung meist soweit korrigiert, dass nur noch eine Verkürzung der Achillessehne übrig bleibt. Diese wird durch eine minimal invasive Operation behandelt.

Bei der sogenannten „perkutanen Achillessehnentenotomie“ reicht ein winziger Hautschnitt aus, um die Sehne zu durchtrennen und damit zu verlängern. Im Anschluss daran wird nochmals ein Gipsverband angelegt. Genauso wichtig wie die Korrektur der Fehlstellung ist die Weiterbehandlung mit Schienen. Nach dem letzen Gipsverband werden spezielle Schienen angefertigt, die die Füße in einer nach außen gedrehten Position auf einem Metallbügel fixieren. Für 3 Monate müssen die Schienen tags und nachts (22 Stunden, zur Körperpflege können die Schienen abgenommen werden) getragen werden, danach nur während des Schlafens. Insgesamt dauert die Schienenbehandlung bis zum vierten Lebensjahr. Die Schienen werden von den kleinen Patienten sehr gut angenommen und behindern weder beim Krabbeln noch beim Gehenlernen.

In den meisten Fällen wird mit dieser Methode ein sehr guter Erfolg erzielt und Ihr Kind wird normal gehen, spielen und Sport betreiben können. Bei einseitigen Fußfehlstellungen kann die Wade etwas dünner als auf der Gegenseite bleiben und die Schuhnummer kann um ein bis zwei Nummern kleiner ausfallen.
Manchmal kann die Fehlstellung nach einiger Zeit wieder auftreten. In solchen Fällen kann eine neuerliche Gipsbehandlung oder aber auch eine Sehnenversetzung notwendig werden. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen bis zum Wachstumsende wichtig.

Klumpfußfehlstellungen können auch im Rahmen von verschiedenen Grunderkrankungen auftreten. Dazu zählen neurologische Erkrankungen oder Syndrome. In diesen besonderen Fällen wird ebenfalls die „Ponseti Methode“ angewendet, allerdings sind die Fehlstellungen hier häufig schwerwiegender, sodass manchmal etwas ausgedehntere Operationen nötig sind.

Kindlicher Knick-Senkfuß / Plattfuß

Durch ein abgeflachtes Längsgewölbe und ein Abweichen der Fersen nach außen kommt es zu einem „Einknicken“ des Fußes beim Stehen und Gehen. Im Kleinkindesalter ist diese Fußform sehr häufig und Teil der normalen Fußentwicklung. In den meisten Fällen verschwindet die Veränderung im Laufe des Wachstums. Eine Behandlung ist nicht notwendig, wenn keine Schmerzen vorhanden sind und die Muskulatur gut funktioniert. Dies wird im Zehenspitzenstand überprüft. Bei stärker ausgeprägten Fehlstellungen, die auch mit Schmerzen verbunden sein können ist eine Einlagenbehandlung mit gleichzeitiger Muskelkräftigung der erste Behandlungsschritt. Gelegentlich sind minimal invasive Operationen (Arthrorise, Calcaneus Stop Schraube) notwendig, die die Fehlstellung noch während des Fußwachstums positiv beeinflussen.

Der angeborene Plattfuß ist eine seltene Fußfehlstellung, die ebenfalls einer Behandlung bedarf. Hier werden je nach Schweregrad Gipsverbände und Operationen zur Korrektur angewendet.
Seltener treten steife Plattfüße auf, die weder durch Muskelaufbau, noch Einlagen ausreichend korrigiert werden können. Als Ursache liegen hier neurologische Grunderkrankungen, Verknöcherungsstörungen oder Bindegewebserkrankungen vor, die in den Behandlungsplan mit einbezogen werden müssen.

Extremitätendeformitäten

Achsabweichungen (X-Beine und O-Beine), Beinlängenunterschiede

Die Beinachse verändert sich im Lauf der Entwicklung. Während in den ersten beiden Lebensjahren eine leichte O-Bein Stellung normal ist, ist ab dem dritten Lebensalter die X-Beinstellung typisch. Um das achte Lebensjahr erreicht das Bein seine normale Achse. Bei starken Abweichungen von der altersentsprechenden Norm kann es zu Überbelastungen verschiedener Gelenke, Behinderungen beim Gehen und Schmerzen kommen. In diesen Fällen kann die Beinachse durch Operationen verbessert wären. In der Wachstumsphase kann eine „Wachstumslenkung“ durch vorübergehende Blockade der Wachstumsfuge (Hemiepiphysiodese) erreicht werden. Dies gelingt durch kleine Metallplatten, die das Wachstum bremsen.

Bei sehr starken Fehlstellungen müssen Knochendurchtrennungen (Osteotomien) durchgeführt werden, die zur Geradestellung dienen und mit Platten und Schrauben fixiert werden. Liegen schwere Fehlstellungen in mehreren Ebenen (Knickbildung, Längenunterschied und Verdrehung) vor, dann kommen sogenannte „externe Fixateure“ zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Ringsysteme, die über Teleskopstäbe miteinander verbunden sind und mit Metallstiften im Knochen fixiert werden. Nach genauer Planung mithilfe eines Computerprogramms kann der Patient durch Drehen an den Teleskopstäben die Ringe gegeneinander bewegen und dadurch Korrekturen in mehreren Ebenen erzielen. So gelingt es schwere Knochenverkrümmungen, wie sie nach Unfällen, Entzündungen, Tumoren oder angeborenen Skeletterkrankungen vorkommen, zu korrigieren und ein normales Stehen und Gehen möglich zu machen.

Geringe Beinlängenunterschiede von bis zu 1 cm kommen relativ häufig vor und spielen keine Rolle. Größere Längenunterschiede müssen untersucht und beobachtet werden. Es gibt zahlreiche Ursachen für Beinlängendifferenzen. Unterschiedliche Knochenlängen können nach Entzündungen, Verletzungen, vorangegangenen Operationen, Tumoren und im Rahmen einer Reihe von Skeletterkrankungen entstehen.

Längenunterschiede, die zu Störungen des Gangbildes und Fehlstellungen von Gelenken oder der Wirbelsäule führen, müssen behandelt werden. Die Behandlung ist vom Alter des Kindes und dem Ausmaß des Längenunterschiedes abhängig. Einlagen mit Höhenausgleich oder Schuhsohlenerhöhungen können geringe Differenzen ausgleichen. Bei größeren Längenunterschieden sind Operationen notwendig. Wesentlich sind eine exakte Planung und die Erstellung einer Wachstumsprognose. Längenunterschiede können durch Bremsung des Wachstums des längeren Knochens (Epiphysiodese) oder durch Verlängerung des kürzeren Knochens behandelt werden. Bei der sogenannten „Kallusdistraktion“ wird der Knochen durchtrennt. In dem Knochenspalt bildet sich neuer Knochen (Kallus), der langsam in die Länge gedehnt wird. Wenn die gewünschte Länge erreicht ist, wird die Bewegung beendet, und die neu gebildete Knochenbrücke wird fest und belastbar.

Knochenverlängerungen werden mit verschiedenen Techniken erreicht. Externe Fixateure oder Marknägel, die in das Innere des Knochens eingebracht werden und sich teleskopartig verlängern sind die Methoden der Wahl. Während und nach der Verlängerungsbehandlung muss Heilgymnastik durchgeführt werden um die Beweglichkeit aller Gelenke zu erhalten und die Funktionstüchtigkeit des  Sehnen- und Bandapparates zu gewährleisten.

Der Einwärtsgang

Viele Kinder richten die Fußspitzen beim Gehen nach innen. Dieser „Einwärtsgang" ist in den meisten Fällen nicht als Krankheit zu betrachten sondern ergibt sich aus der Entwicklung des Hüftgelenkes. Im Rahmen des Wachstums dreht sich der hüftgelenksnahe Anteil des Oberschenkelknochens langsam nach hinten (Detorsion) und als Folge davon kommt es zu einer Außendrehung der Füße und einer Normalisierung des Gangbildes. Es gibt zwei Wachstumsschübe, einmal ca. im 6. Lebensjahr und einmal ca. im 11. Lebensjahr, bei denen sich die Situation rasch bessert. Manchmal liegt der Drehfehler auch im Unterschenkelbereich. Die Unterscheidung gelingt durch die klinische Untersuchung. Nur bei ausgeprägten Fällen – z.B. wenn die Kinder häufig über die eigenen Füße stolpern oder an den Knien hängen bleiben sind Operationen notwendig.

Die Wirbelsäule des Kindes und Jugendlichen

Durch orthopädische Untersuchungen nach der Geburt, im Vorschulalter und am Beginn der Pubertät können Wirbelsäulenverkrümmungen und – fehlbildungen rechtzeitig erkannt werden. Die klinische Untersuchung kann Veränderungen aufdecken, meist ist in der Folge eine weitere Abklärung mit Röntgen oder Magnetresonanz notwendig.

Skoliose

Angeborene Veränderungen kommen häufig im Rahmen von Erkrankungen der Muskulatur oder des Nervensystems, sowie bei Stoffwechselstörungen vor. Am häufigsten ist jedoch die sogenannte „idiopathische Skoliose", die vor allem bei Mädchen und auch familiär gehäuft vorkommt. Es handelt sich dabei um eine Verkrümmung und Verdrehung der Wirbelsäule, die zu einer Asymmetrie im Rücken- und Brustkorbbereich führt und auch einen Höhenunterschied der beiden Schultern und der Beckenkämme bedingen kann. Schmerzen treten nur selten auf. Die Behandlung ist je nach Alter und Entwicklungsstadium unterschiedlich. In jedem Fall sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um Verschlechterungen rechtzeitig zu erkennen und einzuschreiten.

Heilgymnastik mit Stärkung der Rumpf- und Bauchmuskulatur sind in jedem Stadium sinnvoll. Wenn die Krümmungen einen gewissen Grenzwert überschreiten, wird eine Korsetttherapie durchgeführt. Dies ist nur erfolgreich solange das Wachstum noch nicht abgeschlossen ist. Operationen sind nur bei ausgeprägten Formen notwendig.

Wirbelgleiten

Rückenschmerzen beim Kind oder Jugendlichen können durch ein „Wirbelgleiten" (Spondylolisthese) verursacht sein. Dabei handelt es sich um eine vermehrte Beweglichkeit zwischen zwei Wirbelkörpern, die durch angeborene oder entwicklungsbedingte Veränderungen am Wirbelknochen entsteht. Spaltbildungen im Bereich des Wirbelbogens (Spondylolyse) können eine Ursache sein. Die Schmerzen treten vor allem in der Pubertät auf und sind typischerweise nach großen Belastungen verstärkt. Die radiologische Abklärung mit Röntgen und Magnetresonanz hilft das Ausmaß des Wirbelgleitens und eine eventuelle Auswirkung auf Rückenmark oder Nervenwurzeln festzustellen. Eine Behandlung ist nur bei Schmerzen notwendig. Zunächst ist Heilgymnastik zum Muskelaufbau angezeigt. Manchmal kann eine vorübergehende Ruhigstellung mit einem Korsett die Schmerzen lindern. In schweren Fällen ist eine Operation mit Versteifung der Gleitwirbel angezeigt.

Bandscheibenvorfall

Der Bandscheibenvorfall ist ein seltenes Ereignis bei Kindern oder Jugendlichen. Allerdings können Überbelastungen oder Unfälle, sowie angeborene Wirbelsäulenveränderungen auch in dieser Altersgruppe zu einem Austritt von Bandscheibengewebe (Bandscheibenvorfall) führen. Dadurch kann es zu einer Irritation von Nervenwurzeln oder Rückenmark kommen. In das Bein ausstrahlende Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen sind Warnzeichen, die für dieses Krankheitsbild sprechen.

Kniegelenk, Knorpelschäden

Knieschmerzen im Kindes- und Jugendalter können unterschiedliche Ursachen haben. Typisch sind Reizzustände an Sehnenansätzen, die vor allem während des Wachstums und bei sportlicher Belastung vorkommen. Dazu zählen der Morbus Osgood-Schlatter oder der Morbus Sinding-Larsen, die die Bänder und Sehnen im Kniescheibenbereich betreffen. Eine anderer Grund für Knieschmerzen können auch Durchblutungsstörungen im Bereich des Gelenksknorpels und des angrenzenden Knochens sein, die zu einer sogenannten „Osteochondritis dissecans" führen. Vor allem aktive Jungen sind davon betroffen. In vielen Fällen heilt die Erkrankung spontan aus, kommt es jedoch zur Lockerung des Knorpel-Knochen Fragments, kann es ernste Folgen für das Gelenk haben und es muss eine Operation durchgeführt werden. Je nach Alter und Art des Schadens muss die geeignete Therapieform gewählt werden. In manchen Fällen reicht eine Anbohrung aus, manchmal muss das gelockerte Stück mit Schrauben refixiert werden oder es kommen moderne Techniken wie die Knorpelzelltransplantation zum Einsatz. Schnappphänomene und Gelenksblockaden können durch einen Scheibenmeniskus verursacht werden. Der Meniskus, der als Stoßdämpfer des Kniegelenks wirkt und normalerweise C-förmig ausgebildet ist, kann als Scheibe angelegt sein. Bei diesen Varianten kommt es häufig zu Rissbildungen, die dann Beschwerden verursachen. Die Diagnose wird durch eine Magnetresonanz gestellt. Durch eine Gelenksspiegelung (Arthroskopie) wird das überschüssige Meniskusgewebe entfernt und die normale Form hergestellt.

Entzündungen, Knochenzysten, Tumoren

Eitrige Entzündungen können jeden Abschnitt des Bewegungsapparates, also Muskeln, Knochen und Gelenke betreffen. Sie werden durch Bakterien verursacht, die über die Blutbahn verstreut werden. Grundsätzlich gilt, dass Fieber, Rötung, Schwellung und starke Schmerzen – auch nachts – als Alarmzeichen gelten. Häufig sind die Kinder auch insgesamt geschwächt, abgeschlagen und müde. Entscheidend ist die rasche Diagnosestellung mit bildgebenden Verfahren und einer Blutuntersuchung, damit die richtige Behandlung eingeleitet werden kann. Meist ist eine rasche Operation mit Ausräumung des Entzündungsherdes nötig.

Knochenzysten sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die an verschiedenen Knochen auftreten können. Häufig findet man sie in der Nähe von Gelenken. Sie werden manchmal zufällig entdeckt oder fallen erst durch einen Knochenbruch auf, der auch ohne starke Gewalteinwirkung passieren kann, weil der Knochen durch die Zyste geschwächt ist. Die Behandlung ist je nach Art der Zyste unterschiedlich. Kleine Zysten können beobachtet werden, bei großen Zysten ist meist eine Operation notwendig. Diese kann in vielen Fällen minimal invasiv erfolgen.

Tumoren des Bewegungsapparates sind selten, aber können bedrohlich sein. Wichtig ist es, bösartige und gutartige Tumoren zu unterscheiden. Ein Röntgen und eine Magnetresonanz sind häufig richtungsweisend, die endgültige Zuordnung ist aber nur über eine Probeentnahme von Gewebe und durch eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) möglich. Spezialisierte Zentren, wie die Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien, sind der richtige Ort für die Diagnosefindung und Betreuung betroffener Kinder und Jugendlicher.